Der richtige Umgang mit Plastik

Die Nachfrage nach Plastik dürfte in absehbarer Zeit nicht kleiner werden. Umso wichtiger ist ein verantwortungsvoller Umgang. «Vermeiden, vermindern, verwerten», muss die Devise lauten.

Viele Produkte aus Plastik sind zu wertvoll, um nach dem Gebrauch verbrannt zu werden. Der Umwelt und künftigen Generationen zuliebe sind Herangehensweisen gefragt, die einen sorgsamen Umgang

mit Kunststoffen fördern und wertvolle Ressourcen schonen.

Gemäss Studie des schwedischen Beratungsunternehmens «Material Economics» wird sich der CO2-Ausstoss der europaweiten Plastikproduktion von 132 Millionen im Jahr 2018 bis 2050 auf 233 Millionen Tonnen pro Jahr beinahe verdoppeln, was die Erreichung der Klimaziele zusätzlich erschwert.

Der Plastikverbrauch muss nicht zuletzt aus Klimaschutzgründen wesentlich reduziert werden. Indem wir die Gesellschaft durch die Kreislaufwirtschaft umgestalten, kann das gelingen. Und wie steht es mit dem Verzicht auf Plastik? Oder lässt es sich durch andere Materialien wie Karton oder durch Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, beispielsweise auf Maisbasis, ersetzen? Auf beide Fragen gibt es keine einfache Antwort. Sicher ist, dass Plastikverpackungen eine wichtige Hygiene- und Schutzfunktion erfüllen.

Und der Ersatz von Plastik durch Karton oder nachwachsende Rohstoffe verbraucht meistens mehr Energie als die Produktion von Kunststoff. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben es in der Hand, welche Produkte mit welchen Verpackungen sie kaufen. Ziehe ich leicht (oder gar nicht) verpackte Frischprodukte vor, oder entscheide ich mich für aufwendig verpackte und nicht recycelfähige Convenience-Produkte? Kaufe ich auf dem Markt oder beim Grossverteiler ein? Entscheide ich mich für Einwegverpackungen, oder nutze ich Mehrwegverpackungen? Welche Art von Verpackung gewählt wird, bleibt nicht zuletzt eine Frage der Wahlfreiheit der Konsumenten

Langfristig im Kreislauf bleiben

Neben dem Verhalten der Konsumenten ist es Aufgabe der Wirtschaft, technische Lösungen beizusteuern, um Plastikabfall zu vermeiden, zu vermindern und zu verwerten. Es braucht von allem etwas. Nicht nur das eine oder das andere. Die Ellen MacArthur Foundation, eine gemeinnützige Stiftung, die sich der Förderung der Kreislaufwirtschaft verschrieben hat, schlägt nach dem Vorbild der Natur vor, Kreisläufe zu schliessen, um einen schonenden Umgang mit Ressourcen zu ermöglichen und Abfälle zu reduzieren. Sie nennt die «technischen Kreisläufe»:

Repair, Reuse, Refurbish und Recycle.

Reuse: Mehrwegverpackungen und wieder auffüllbare Flaschen

Beim Reuse-Kreislauf (wiederverwenden) eröffnen sich neue Chancen, mit Plastikverpackungen verantwortungsvoll umzugehen und Abfälle zu vermeiden.

Das Einweggeschirr der Takeaway-Theke in Läden und Restaurants lässt sich zum Beispiel durch eine umweltfreundliche Mehrweg-Variante aus langlebigem Plastik ersetzen. Diese kann mehrfach verwendet

und nach Gebrauch wieder zurückgegeben werden. Allerdings muss sie bis zu 15 Mal genutzt werden, damit sie umweltfreundlicher ist als Einweggeschirr. Aber eigentlich sind Mehrwegsysteme keine revolutionäre Sache, denken wir dabei ans traditionelle Tupperware-Geschirr oder an wieder auffüllbare Shampooflaschen, die aus Umweltgründen zunehmend wieder in den Verkaufsregalen zu finden sind. Auch Unverpackt-Läden wenden das Reuse-Konzept an, um möglichst plastikarm verkaufen zu können.

Repair, Refurbish, Recycling: Altes wird älter – oder etwas ganz Neues

Bei der Kreislaufwirtschaft sollen die Produkte möglichst lange im Kreislauf gehalten werden.

 

Die einfachste Art der Lebensverlängerung ist es, Defektes zu reparieren (Repair). Dabei verändert sich das Produkt nicht. Konsumenten können sich zur Reparatur an eine Verkaufsstelle wenden. Der dritte Kreis in der Grafik heisst «Refurbish». Zum Beispiel können Geräte wie Drucker oder Smartphones, aber auch Einzelteile aus der Automobilindustrie gereinigt und wieder neu instandgesetzt (Refurbish) werden und so vor einer vorzeitigen Entsorgung bewahrt werden. 

Im vierten, blauen Kreis ist schliesslich das Recycling dargestellt, durch dessen Prozess ganz neue Produkte entstehen. Mehrheitlich kurzlebige Verpackungen gelangen in eine Sammlung und werden sortiert, gereinigt und stofflich zu Granulat verwertet. Aus diesem wird ein komplett neues Produkt – allerdings mit altem Material – hergestellt. Die nicht vermeidbaren Abfälle von heute werden so zum Rohstoff von morgen.